Wenn sich etwas ungut anfühlt, dann ist es das auch

Liebe

Anina Krüger

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Ich hatte vor kurzem ein Date mit einem Kerl namens Ben. Ben war nett. Ben war erfolgreich. Ben hat mich von zu Hause abegeholt und das Abendessen bezahlt. Ben machte mir Komplimente über mein Kleid. Ben hielt spontan an, um mir eine Sternschnuppe zu zeigen. Ben hat mich sogar geküsst.

Aber ich mochte Ben nicht.

“Ich kann es nicht genau sagen”, vertraute ich meiner Freundin später an, “aber irgendetwas an ihm gefällt mir einfach nicht.”

Sie fing mit den üblichen Fragen an, um herauszufinden, ob ein Kerl meiner Zeit wert ist.

“Bringt er dich zum Lachen? War er nett zu dem Kellner? Hat er etwas spontan getan? Hattet ihr Spaß? Hat er Sandalen mit seiner Jeans getragen?”

“Ja, ja, ja, ja und nein”, warf ich mich verstört in mein Kopfkissen. Alle meine Kriterien für ein zweites Date waren abgehakt, warum also fürchtete ich mich davor, ihn wiederzusehen?

Weil mein Bauchgefühl mir sagte, dass es nicht richtig war – und dafür brauchte es keinen wirklichen, logischen Grund zu geben.

Das Bauchgefühl ist eher richtig als falsch. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich in der oben beschriebenen Situation war und mich weiter mit dem Kerl getroffen habe, obwohl mein Bauchgefühl mir sagte, dass ich es nicht tun sollte.

Als ich schließlich Monate später darauf hörte, wurde mir etwas sehr Beunruhigendes klar: Ich hatte es von Anfang an gewusst, dass es mit uns nicht klappen würde.

Auf mein Bauchgefühl zu hören, hätte mir Zeit erspart, ihm Zeit erspart und uns beiden die Möglichkeit eröffnet, jemanden zu finden, den wir tatsächlich mögen. Aber aus Angst vor der Einsamkeit und weil ich dachte, es gäbe keine besseren Optionen, habe ich mich in eine Beziehung hineingeredet, die ich gar nicht wollte.

Heute bin ich ein bisschen älter und ein bisschen klüger als früher. Die Betonung liegt auf “ein bisschen”. Ich weiß, dass es für mich keinen Grund gibt, mich noch mit ihm zu treffen, und dass es niemandem hilft, wenn ich mich zwinge, so zu fühlen, wie ich es will. Also ließ ich zu, dass die Chemie zwischen uns nicht stimmte und die Beziehung von selbst im Sande verlief.

Dein erster Instinkt ist fast immer der richtige Instinkt. Vertraue auf dein Bauchgefühl. Wenn du dich ohne Grund gelangweilt, unangenehm, komisch oder ängstlich fühlst, solltest du den Kerl nicht mehr sehen. Dein Bauchgefühl kann dich nicht nur vor einer langweiligen Beziehung, sondern auch vor einem total verrückten Typen retten.
Und wenn du dir Sorgen machst, dass du Menschen keine Chance gibst, dann sieh es doch mal so: Was sein soll, wird einen Weg finden.

Und was noch wichtiger ist: Vorsicht ist besser als Nachsicht.